Was ist GONZO-Marketing
Und manchmal, aber nur ganz manchmal, wenn man so dasitzt, einfach nicht weiterkommt bei der Lösung von brennenden Fragen oder anderen Probleme, dann läuft ganz zufällig die Hilfe in Form von einer bekannten Persönlichkeit über den Weg. Zum Beispiel: Christopher Locke bei der Suche nach der praktikablen Umsetzung der Forderungen des Cluetrain-Manifests zum Aufbau von Brand-Communities....
TB: Ach hallo, Herr Locke. Wo kommen Sie denn so plötzlich her?
Locke: Ich bin den ganzen Tag im Netz. Schreibe, chatte, kaufe, recherchiere, surfe. Und da komme ich ´ne Menge rum und eben zufällig hier raus. Schön hier. Und irgendwie bekannt. Wo bin ich? Wer sind Sie? Und warum ist alles so grün...?
TB: Hier ist Tobibiko.de, Home of the Attention-Marketing, Festung des Brand-Community-Ansatzes, Testgebiet des Marketing-Business von morgen, Boot-camp der Kommunikation im Evernet... Und ich bin der Mann hinter tobibiko.de...Nein. Bitte. Stehen Sie bitte wieder auf... Sie sind hier goldrichtig und willkommen, denn ich habe grosse Hoffnung, dass Sie mir bei einigen schwierigen Fragen weiter helfen können. Deshalb ist alles so Hoffnungs-Grün...
Locke: Ich helfe gerne dort, wo ich gebraucht werde. Besonders, wenn es um das Thema Branding im Internet-Zeitalter geht. Ich werde nicht müde zu sagen, dass die Message des Marketing nicht mehr „Wir wollen Dein Geld“, sondern „Wir teilen Deine Interessen“ lauten muss. Deswegen ja damals auch das Cluetrain-Manifest...
TB: Das eingeschlagen hat wie eine Bombe, damals. Alle waren wie euphorisiert. Da sind ein paar Jungs, die sagen, was Sache ist, die wissen, wie man´s machen müsste, die kapiert haben, die das, was ich schon lange ahne, endlich rausschreien. Ich selber war wie viele, viele andere wie auf Droge.
Locke: Ja wie waren auch überwältigt vom Erfolg der Thesen. Aber es war halt eine verdammt heisse Kiste und einfach reif für die Welt: „Wir wollen nicht mehr für dummm verkauft werden! Wir brauchen EUCH nicht...!“ Was für eine Botschaft an die Konzerne, die Marken der Welt! Was für ein Gefahr für die Manipulation-durch Broadcasting-Massenmedien-Massenproduktion-Massenwerbe-Maschinerie. Aber auch: Was für eine Befreiung! Was für eine Explosion! Cluetrain hat einfach einer ganzen Generation von Managern, Marketern, Webstern aus der Seele gesprochen, sprach das aus, worüber Sie schon lange sprachen...
TB: Und dann sprach erst mal keiner mehr, denn es regnete Träume. Eben noch IPO-Himmel, jetzt Fussabtreter der Wir-haben-es-ja-schon-immer-gewusst-Fraktion. Cluetrain war vergessen, denn das ganze schöne Web-Business schien zerstört....
Locke: Was für ein Business? Internet war nie ein Massenmedium, das Massenkommunikation Raum und echtes Forum gegeben hätte! Es war nie ein Medium für Personalization-Fakes (Permission-Marketing? Avatare? CRM? Fuck!)! Es war nie ein Ort für Passivität! Das Web, wie das gesamte Internet auch, war nienienienienie ein Werbemedium!!! Es sollte zu diesem gemacht werden, aber in Wirklichkeit war da nie ein Massen-Business, dass zerstört werden konnte....
TB: Warum dann das immense Invest in das Web?
Locke: Die Massenmedien-Konzerne haben das Web von Anfang an nicht verstanden, sondern es mit den ihnen bekannten Massstäben gemessen, die Ergebnisse dieser Messungen falsch interpretiert und dann versucht, das Web mit den ihnen bekannten Instrumenten zu okupieren und auszuwerten. Asber: E ist einfach nicht für Massenmarketing, für Broadcasting geeignet, sondern ein Kommunikations-, ein Veröffentlichungsmedium. Zu unglaublich geringen Einstiegskosten kann jedermann, Künstler, Journalisten, Mauerer, Polizisten, alle sich selbst ausdrücken, in Newsgroups, in Maling-Listen, auf Webseiten, in Weblogs in Kontakt zu anderen treten, SEIN...
TB: Also ist das Internet am Ende? Weiterer Invest, von wem auch immer, völlig umsonst? Revenue ist da nicht zu holen? Minusgeschäft? Verlustzone? Business non grata? Finito? Kaput? Dead? Vorbei?
Locke: Ganz und gar nicht!!! Das Web lebt, das Internet lebt, wir leben im Internet, Leben ohne Internet wird es nicht mehr geben, Leben im Internet ist Leben! Und wo wir leben, geben wir auch Geld aus. Also kann man dort mit Sicherheit auch Geschäfte machen! Wer will denn auf Amazon verzichten? Oder Flüge wieder im Reisebüro buchen? Und auch die grosse Bandbreite an neuen, spannenden Broadband-Services beinhaltet bestimmt so manchen Hit. ... Wovon wir uns aber alle schleunigst verabschieden müssen, ist die Sicht auf das Internet als Massenmarkt-Plattform. Zwar sind die Massen im Web (und wir werden immer mehr), aber sie bilden keine segmentierbaren Cluster, keine Zielgruppen, keine zum Broadcast-Konsum freigegebenen „Konsumentengruppen“. Es ist ganz und gar nicht so, wie es sich die Medienkonzerne, dotcoms, Agenturen, IT-Dienstleister so sehr so lange gewünscht haben. Ein Massenmarkt ist das Internet nicht! Never!
TB:......?
Locke: Aber: Das Web besteht aus unzähligen Mikromedien! Und diese Mikromedien sind Mikromärkte! Und nur die Unternehmen, die es verstehen, in diesen Mikromärkten zu interagieren, wie es die Kultur der Mikromedien erfordert, werden Profite erzielen.
TB:.....?
Locke: Das Internet ermöglicht es, mit Menschen zu sprechen und nicht nur passiv zuzuhören. Es ist ein Publishing-Medium, in dem sich Communities um Themen, um Interessen, um Vorlieben herum bilden. Menschen treffen sich im Rahmen dieser Communities of Interest und sprechen über Dinge, die sie wirklich mögen, die ihnen wichtig sind, über ihre tiefsten Wünsche und Interessen. Und es sind Tausende, Hunderttausende, die sich um Unterhaltsames, um Wissenswertes, um Informations- und Meinungsaustausch herum zusammenfinden. Doch es handelt sich nicht um demographisch erfassbare Gruppen. Sie sind fragil, anonym, nicht erfass-, nicht messbar...
TB: Wie können Unternehmens hier erfolgreich sein?
Locke: Weil sie nicht messbar, nicht transparent, unbekannt sind, haben nur Unternehmen, die die Interessen dieser "Communities of Interest" teilen eine Chance, diese Mikromedien in Mikromärkte zu überführen...
TB:......?
Locke: Mikromärkte sind nicht Zielgruppen, Targets, Botschaften, Messages, Images... Mikromärkte sind auf Austausch basierende Beziehungen in hochspezialisierten, anspruchsvollen Gemeinschaften. Nur der, der die Ziele und Interessen und Vorlieben und Bedenken und Ziele der Gemeinschaft teilt, kann hier bestehen.
TB: Sie sagen also,...
Locke: ... dass zukünftig wettbewerbsentscheidend die Fähigkeit sein wird, mit externen Mikromärkten zu verbunden zu sein. Die Partnerschaften, die ein Unternehmen mit diesen Mikromärkten eingeht werden die Brand-Community des Unternehmens und damit den Unternehmenserfolg bestimmen. Die Summe all dessen, was das Unternehmen und seine Beauftragten in diesen Gemeinschaften sagen, wie sie es sagen und wie sie sich verhalten, ist die MARKE der Zukunft! Werbung, Broadcasting, Massenmarketing, Manipulation ist tot! Es lebe das GONZO-Marketing!
TB: Gonzo Marketing?
Locke: Lesen Sie mein Buch...! Nein, im Ernst: Es geht um OPENSOURCE-Marketing, es geht um die Öffnung der Unternehmensmauern, es geht um wahrhaftige Teilnahme an Beziehungen. Hört auf, die Leute zu manipulieren als wären sie abstrakte demografische Daten und beginnt damit, echte, wahrhaftige, offene, ehrliche, tiefe Beziehungen mit entstehenden Online-Communities of Interest aufzubauen. Die Belohnung ist größerer Marktanteil, höhere Kunden-Loyalität, wachsende Brand Equity...
TB: Das erfordert Mut, oder?
Locke: Vor drei Jahren, vor und nach Cluetrain, bedurfte es Mut, Gonzo-Marketing zu fordern! Heute ist der mutig, der am guten alten Haben-wir-doch-schon-immer-so-gemacht festhält. Es ist der Mut des Kapitäns, der auf dem sinkenden Schiff ausharrt...
TB: Herr Locke, ich danke Ihnen für das Gespräch.
Locke: Jederzeit wieder....
... Und manchmal, aber nur ganz manchmal, wenn man so dasitzt einfach nicht weiterkommt, bei der Lösung von brennenden Fragen oder anderen Probleme, dann läuft ganz zufällig die Hilfe in Form von einer bekannten Persönlichkeit über den Weg. Wenn nicht, dann ist es ratsam zu schauen, ob es nicht ein gutes Buch gibt, dass einem weiterhilft. .... Auf der Suche nach der praktikablen Umsetzung der Forderungen des Cluetrain-Manifests zum Aufbau von Brand-Communities hilft das Buch „Gonzo Marketing" von Christopher Locke bestimmt. Absolut empfehlenswert.
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Web micromarkets don´t think of themselves as markets at all, but rather as nascent communities of interest. They tend to gravitate around articulate, knowledgeable, entertaining voices – individuals or small groups driven by passion to communicate their views. At lowest entry costs: Usenet, mail lists, weblogs, sites. Think of these as “micromedia” as opposed to mass media… Such micromedia will replace a great deal of current advertising. They will quickly become the best source of user-supplied news about products and services… Companies engaged in this type of dialogue will forge powerful relationships with micromarkets that will soon – continuing a trend towards market fragmentation – become their major sources of revenues… Question: How to market those micromarkets? (C. Locke, Gonzo-Marketing)
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